AloÏse OpÉraKammeroper nach dem Leben der 'Art brut'-Malerin Aloïse Corbaz (1886-1964)« Aloïse : C’est beau le rouge,
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Aloise: Von der Internierung zur innere Befreiung
Aloise Corbaz (Waadtländerin, geboren in Lausanne; 1886-1964), eine der fruchtbarsten und bedeutendsten Malerinnen der 'Art Brut', wollte Opernsängerin werden. Sie studierte Gesang und erwarb sich ein Opernrepertoire, aber die kulturelle Umgebung, die Erziehung, die Religion sowie die Art der sozialen Umgebung liessen diese Art des Berufes zu dieser Zeit nicht zu.
Sie erhielt eine Ausbildung als Näherin und wurde dann Gouvernante in besseren Familien, da sie eine generell gute Allgemeinbildung hatte. Um einen Skandal zu vermeiden, beendete ihre ältere Schwester eine frühe Leidenschaft für einen ehemaligen Pfarrer.
Aloise wurde als Kindermädchen an den Hof Wilhelm II. in Potsdam entsendet, wo sie bis 1913 blieb. Dann kehrte sie vor dem ersten Weltkrieg nach Lausanne zurück. Hier zeigten sich die ersten Symptome ihrer Schizophrenie. Sie wird in der psychiatrischen Klinik von Cery interniert (von 1918-1920), dann nach La Rosière in Gimel in die psychiatrische Anstalt für chronische Krankheiten überführt, wo sie ihr weiteres Leben bis zu ihrem Tod 1964 verbringt.
Nach einer ersten Periode von Aggressivität und Autismus, beginnt sie zu zeichnen. Nach und nach transformiert und reorganisiert ihre schöpferische Technik ihre innere Welt durch ausserordentliche Bilder.
Diese Oper und die drei wesentlichen Perioden der Entwicklung von Aloise
- die Jugend, die (tragische) Liebe, ihr Idealismus, die verlorenen Träume
- der Autismus am Anfang der Internierung
- die 'Befreiung'. Durch die Malerei und das Zeichnen entwickelt sie ein schöpferisches Licht, den Ausdruck einer 'neuen Welt' gegenüber der realen 'Welt von früher'.
Die Rolle der Aloise wird auf drei Frauenstimmen aufgeteilt, welche die verschiedenen Stadien und Epochen des Bewusstseins der Malerin repräsentieren. Eine einzige Männerrolle verkörpert den Mann schlechthin in all seinen Fazetten der Erscheinung, vom realen Leben bis zur Imagination von Aloise (der Liebhaber, der Vater, der Arzt, Napoleon, Christus, Wilhelm II usw.).
Das Libretto bezieht sich fast ausschliesslich auf die poetischen und von der äusseren Realität abgespaltenen Texte von Aloise selbst. Die szenische Realisierung versucht eine Aloise in ihrer subjektiven Sichtweise und nicht als theatermässige Biografie 'nachzuzeichnen'.